Logo Landschaftsverband Rheinland - zur Startseite
Giebel über der Toreinfahrt zur Abtei Brauweiler

Gedenkstätte
Brauweiler des LVR

Gedenkbuch Brauweiler

Frühes Konzentrationslager

Den Reichstagsbrand vom 27. Februar 1933 nahmen die Nationalsozialisten zum Anlass, gegen ihre politischen Gegner vorzugehen. Noch am gleichen Abend kam es zu zahlreichen Verhaftungen kommunistischer Funktionäre. Die am 28. Februar 1933 erlassene „Verordnung zum Schutz von Volk und Staat“ („Reichstagsbrandverordnung“) setzte alle wesentlichen demokratischen Rechte außer Kraft und ermöglichte willkürliche, als „Schutzhaft“ getarnte massenhafte Verhaftungen durch die Polizei. Opfer waren vor allem Kommunisten, aber auch Sozialdemokraten.

Die „Schutzhaftabteilungen“ in den Justiz- und Polizeigefängnissen quollen rasch über. In ungezählten Kellern, Kasernen oder leeren Fabrikräumen wurden Häftlinge durch Mitglieder der SA misshandelt. Reichsweit wurden ca. hundert sogenannte frühe Konzentrationslager in unterschiedlicher Trägerschaft eingerichtet. In Westdeutschland spielte in den ersten Wochen hierbei der Höhere Polizeiführer im Westen, Hans Stieler von Heydekampf, eine Schlüsselrolle. Hermann Göring hatte ihn mit Sondervollmachten für die Provinzen Westfalen und Rheinland ausgestattet und ihm bei sicherheitspolizeilichen Maßnahmen die Gesamtleitung der staatlichen und kommunalen Polizei übertragen.

Im damaligen Landkreis Köln, zu dem Brauweiler gehörte, wurden in der Nacht zum 1. März 1933 108 Personen verhaftet, die zum größten Teil in das Strafgefängnis Klingelpütz in Köln eingeliefert wurden. Aus den Nachbargemeinden Weiden-Lövenich (17), Junkersdorf (5) und Pulheim (2) wurden aber bereits am 1. März insgesamt 24 Häftlinge in die Arbeitsanstalt Brauweiler eingewiesen und im Zellenbau untergebracht. Am 13. März wies der neue Kölner Regierungspräsident Rudolf zur Bonsen den Landeshauptmann der Rheinprovinz in Düsseldorf an, „in der Provinzialanstalt in Brauweiler Hafträume für Polizeigefangene bereitzustellen“. (ALVR 8228, Bl. 1) In der Folge der ersten Verhaftungen und der Anweisung zur Bonsens entstand das Konzentrationslager Brauweiler. Die männlichen Häftlinge waren im Zellenbau, wo in der Regel drei Häftlinge eine Einzelzelle teilten, und im Bewahrungshaus in Massensälen untergebracht, die weiblichen im sogenannten Frauenhaus.

Auf Anordnung des Höheren Polizeiführers im Westen kam am 15. April 1933 der erste Bahntransport mit sechzig „Schutzhäftlingen“ aus dem Lager Bergkamen-Schönhausen nach Brauweiler. Weitere folgten. In der Arbeitsanstalt Brauweiler entstand das größte frühe Konzentrationslager in Westdeutschland für Häftlinge insbesondere aus dem Ruhrgebiet. Im Oktober 1933 erreichte die Zahl der Inhaftierten mit 895 ihren Höchststand.

Verwaltungsrechtlich war das Konzentrationslager Brauweiler eine Sonderabteilung innerhalb der Provinzial-Arbeitsanstalt Brauweiler, und deren Leiter war zugleich der Leiter des Konzentrationslagers. Die Häftlinge wurden nicht misshandelt, sondern entsprechend der Anstaltsordnung behandelt. Allerdings waren nach Aussage des Anstaltsarztes Dr. Armin Tilliss (1955) 150 bis 200 Häftlinge durch vorausgegangene Misshandlungen andernorts bei ihrer Einlieferung bereits „völlig zermürbt“ (ALVR 28478, 12.1.1955). Im Lazarettgebäude der Anstalt wurden Schwerverletzte gesund gepflegt. Auch wurden Häftlinge der Gestapo zum Verhör an andere Orten überstellt, wo es zu Misshandlungen kam. Insofern war Brauweiler direkt in das Terrorsystem des NS-Regimes eingebunden.

Seit Ende April 1933 wurde die Wachmannschaft der Arbeitsanstalt durch sechs, seit Mai durch fünfzehn SA-Männer aus Brühl verstärkt. Im Juli 1933 wurden sie durch SS-Mannschaften, insgesamt etwa 30 Mann, abgelöst (ALVR 8148, Bl. 87). Ihr Dienstvorgesetzter war der Leiter der Arbeitsanstalt Brauweiler.

Unter den Häftlingen befanden sich auch Frauen, insgesamt vermutlich mehr als einhundert. Eine Liste aus dem Jahr 1947 (ALVR 15080) erfasst 81 Namen, mindestens 15 weitere lassen sich nachweisen. Am 12. Oktober 1933 ordnete Hermann Göring an, alle weiblichen „Schutzhäftlinge“ in der Rheinprovinz nach Brauweiler zu überführen.

Die meisten Häftlinge kamen nach wenigen Wochen oder Monaten frei, auf andere warteten Verfahren wegen „Hochverrats“ oder die Einweisung in ein anderes KZ. Vor ihrer Entlassung mussten die Betroffenen sich schriftlich verpflichten, sich „in Zukunft jeder staatsfeindlichen Betätigung zu enthalten“. Sie waren auch weiterhin lokal unterschiedlichen Repressalien ausgesetzt.

Mit dem Ausbau der Emslandlager (Esterwegen, Börgermoor und Neusustrum) mit der zentralen Kommandantur in Papenburg kam das Ende für das KZ Brauweiler. Am 11. März 1934 ordnete Hermann Göring die Auflösung an. Zuletzt befanden sich noch 285 Häftlinge im Lager. In zwei Transporten wurden die männlichen in das Konzentrationslager Papenburg/Ems (Lager Esterwegen), 28 Frauen in das Frauenkonzentrationslager Moringen verlegt. Mit dem 12. März 1934 hörte das KZ Brauweiler auf zu bestehen. Insgesamt waren in ihm mehr als 2000 Personen für unterschiedlich lange Zeit inhaftiert.

Literatur:

  • Daners, Hermann/Wißkirchen, Josef: Die Arbeitsanstalt Brauweiler bei Köln in nationalsozialistischer Zeit, Essen 2013.
  • Wißkirchen, Josef: Brauweiler bei Köln: Frühes Konzentrationslager in der Provinzial-Arbeitsanstalt 1933–34, in: Jan Erik Schulte (Hrsg.): Konzentrationslager im Rheinland und in Westfalen 1933–1945, Paderborn 2005, S. 65–85.

Text und Recherche:

Josef Wißkirchen


Weitere Personen

Informationen über die im Folgenden genannten Personen finden Sie über die alphabetische Recherche.

  • Ahrens, Karl
  • Alfermann, Bernh. [Bernhard]
  • Alfs, Erich
  • Altehülshorst, Johann
  • Arnemann, Hans
  • Bannasch, Fritz
  • Baumann, Wilh. [Wilhelm]
  • Becker, Karl
  • Becker, Wilh. [Wilhelm]
  • Beer, Heinr. [Heinrich]
  • Beetz, Peter
  • Berend, Wilh. [Wilhelm]
  • Bittner, Friedr. [Friedrich]
  • Böhm, Wilh. [Wilhelm]
  • Böse, Fritz
  • Braun, Andreas
  • Braun, Friedr. [Friedrich]
  • Breiner, Otto
  • Bronheim, Ernst
  • Bruns, Heinr. [Heinrich]
  • Burmann, Fritz
  • Christoph, Bernh. [Bernhard]
  • Dahlhaus, Heinrich
  • Damberg, Franz
  • Daus, Günther
  • Deimer, Fritz
  • Dobberstein, Franz
  • Dresler, Fritz
  • Dröder, Bernh. [Bernhard]
  • Eberlein, Heinr. [Heinrich]
  • Eden, Theo
  • Effert, Wilh. [Wilhelm]
  • Eggert, Friedr. [Friedrich]
  • Eichel, Wilh. [Wilhelm]
  • Elbracht, Willi
  • Elsässer, Gottfried
  • Engel, Fritz
  • Exner, Karl
  • Ey, Alfred
  • Faner, Rich. [Richard]
  • Fecke, Bernh. [Bernhard]
  • Fehring, Heinr. [Heinrich]
  • Fischer, Karl
  • Flechner, Rich. [Richard]
  • Flüss, Jos. [Josef]
  • Franke, Fritz
  • Frömel, Franz
  • Fuchs, Willi
  • Galwa, Michael
  • Gand, Erich
  • Gärtner, Oskar
  • Geiping, Theod. [Theodor]
  • Georgi, Wilh. [Wilhelm]
  • Glowiak, Joh.
  • Göbel, Peter
  • Gobien, Heinr. [Heinrich]
  • Goll, Karl
  • Gramberg, Friedrich
  • Graumann, Wilh. [Wilhelm]
  • Gregor, Kurt
  • Gryt, Josef
  • Gutt, Franz
  • Haase, Ernst
  • Hages, Hermann
  • Hages, Wilh. [Wilhelm]
  • Hahn, Otto
  • Härtl, Adolf
  • Hartmann, Stef. [Stefan]
  • Hartung, Otto
  • Hauchwitz, Ernst
  • Hauchwitz, Jos. [Josef]
  • Haupel, Herm. [Hermann]
  • Heise, Jos. [Josef]
  • Hempel, Rich. [Richard]
  • Herrmann, Konr. [Konrad]
  • Herzog, Wilhelm
  • Hesping, Bernhard
  • Hess, Hermann
  • Hillmann, Jos. [Josef]
  • Hoffmann, Karl
  • Holler, Johann
  • John, Herm. [Hermann]
  • Kaiser, Josef
  • Kaiserschatt, Karl
  • Kalbitz, Fritz
  • Kalle, Adolf
  • Kämper, Fritz
  • Katzda, Jos. [Josef]
  • Kieselbach, Aug. [August]
  • Kikul, Adolf
  • Kirchhoff, Friedr. [Friedrich]
  • Kirmes, Otto
  • Kirmse, Ernst
  • Kirstner, Robert
  • Klein, Heinr. [Heinrich]
  • Kleineweischede, Heinr. [Heinrich]
  • Kling, Ernst
  • Knull, Reinh. [Reinhold]
  • Kobiella, Aug. [August]
  • Kolter, Joh. [Johann]
  • Köppel, Wilhelm
  • Kosmeier, Herm. [Hermann]
  • Kötter, Walter
  • Krampe, Anton
  • Krappe, Margarethe
  • Krausch, Heinr. [Heinrich]
  • Krebs, Herbert
  • Krolzik, Wilh. [Wilhelm]
  • Krüger, Gust. [Gustav]
  • Kuchenbuch, Ernst
  • Kuckuck, Wilh. [Wilhelm]
  • Kulick, Paul
  • Lang, Eduard
  • Lang, Erich
  • Lange, Franz
  • Lange, Mat. [Mathias]
  • Liebezeit, Kurt
  • Liebezeit, Rich. [Richard]
  • Lohmüller, Heinr. [Heinrich]
  • Lomsbach, Karl
  • Mainusch, Paul
  • Makowski, Johann
  • Masjeshusmann, Joh.
  • Matzek, Heinr. [Heinrich]
  • Maurer, Eduard
  • Mende, Robert
  • Michalik, Alois
  • Müller, Aug. [August]
  • Müller, Hermann
  • Müller, Konr. [Konrad]
  • Nattkemper, Heinr. [Heinrich]
  • Nauber, Arth. [Arthur]
  • Negd, Otto
  • Neumann, Adolf
  • Newotka, Emil
  • Nickel, Wilhelm
  • Niehage, Karl
  • Ninrowski, Emil
  • Odebrecht, Alwin
  • Olze, Herm. [Hermann]
  • Otto, Hermann
  • Oventrup, Wilh. [Wilhelm]
  • Owzarek, Franz
  • Pach, Peter
  • Packe, Franz
  • Palzek, Heinr. [Heinrich]
  • Päsler, Fritz
  • Pieper, Adolf
  • Pietrzyk, Franz
  • Plewka, Wilh. [Wilhelm]
  • Pommerling, Herm. [Hermann]
  • Pöpping, Fritz
  • Prang, Karl
  • Preus, Rudolf
  • Pristawik, Rud. [Rudolf]
  • Recker, Friedrich
  • Reichrath, Franz
  • Reinberg, Felix
  • Reiss, Aug. [August]
  • Rex, Max
  • Riedel, Gottfr. [Gottfried]
  • Riske, Theodor
  • Ritterbach, Franz
  • Robbert, Wilh. [Wilhelm]
  • Rode, Herm. [Hermann]
  • Rohn, Ewald
  • Rosental, Emil
  • Rudlof, Friedr. [Friedrich]
  • Rudolf, Fritz
  • Runge, Gust. [Gustav]
  • Rupiesta, Herm. [Hermann]
  • Rütemeier, Heinr. [Heinrich]
  • Salewski, Erwin
  • Sander, Emil
  • Sandmann, Willi
  • Satzer, Gustav
  • Sauer, Otto
  • Schabrod, Karl
  • Schacht, Emil
  • Scharmacher, Walter
  • Scharon, Arthur
  • Scharon, Gustav
  • Schedelbauer, Alfred
  • Scheidel, Joh. [Johann]
  • Schlusen, Max
  • Schmidt, Paul
  • Schneider, Karl
  • Schock, Emil
  • Schubert, Albert
  • Schuhmann, Hans
  • Schulz, Alfred
  • Schwesig, Walter
  • Schwittay, Friedr. [Friedrich]
  • Sett, Franz
  • Siekmann, Aug. [August]
  • Sombrowski, Karl
  • Spindler, Kurt
  • Spitzer, Wilh. [Wilhelm]
  • Steffens, Rudolf
  • Steinberg, Adolf
  • Stracke, Karl
  • Streppel, Jos. [Josef]
  • Streppel, Karl
  • Struck, Aug. [August]
  • Stuppi, Hermann
  • Süss, Kurt
  • Tangermann, Hermann
  • Tauras, Herm. [Hermann]
  • Teiche, Richard
  • Thäsler, Otto
  • Theimann, Aug. [August]
  • Thiede, Herm. [Hermann]
  • Thömke, Max
  • Tiefenbach, Ignatz
  • Tinz, Paul
  • Ullrich, Karl
  • Vogel, Wilh. [Wilhelm]
  • Völkner, Otto
  • Volt, Herm. [Hermann]
  • Vorwald, Joh. [Johann]
  • Wachsmann, Paul
  • Wagner, Emil
  • Walther, Chr. [Christian]
  • Weigel, Fritz
  • Weil, Karl
  • Wendt, Fried.
  • Wolske, Eduard
  • Wrobel, Hans
  • Ziemba, Wilh. [Wilhelm]
  • Zimmer, Paul
  • Zischewski, Anton

nach oben