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Giebel über der Toreinfahrt zur Abtei Brauweiler

Gedenkstätte
Brauweiler des LVR

Gedenkbuch Brauweiler

Biografien

Zörgiebel, Karl

  • geb. 30.09.1878 in Mainz
  • gest. 14.03.1961 in Mainz
  • Haft in Brauweiler: 20.08.1933 – ?

Karl Zörgiebel entstammte einfachen Verhältnissen. Er hatte eine Ausbildung als Küfer absolviert. Seit 1900 war er Gewerkschaftsmitglied und seit 1901 Mitglied der SPD. 1908 zog er nach Köln, wo seine berufliche und parteipolitische Anfangskarriere als Kölner Polizeipräsident zwischen 1922 und 1926 und SPD-Reichstagsabgeordneter zwischen 1920 und 1924 erfolgte. 1926 wurde er Berliner Polizeipräsident. Als solcher ging er rigoros gegen kommunistische und nationalsozialistische Demonstrationen vor. Besonders bekannt wurde dabei der sogenannte „Berliner Blutmai“ am 1. Mai 1929.

Als es der NSDAP am 13. Oktober 1930 gelang, trotz eines Verbots eine Demonstration durchzuführen, gab man Zörgiebel dafür die Schuld und versetzte ihn im November 1930 als Polizeipräsident nach Dortmund. Hier kämpfte er u. a. gegen die SA, was beispielsweise zur Schließung der SA-Kaserne am Schwanenwall führte. Damit war seine Amtsenthebung nach dem Machtantritt Hitlers unausweichlich. Er wurde im Februar 1933 zunächst als Polizeipräsident beurlaubt. Nach seiner erneuten Übersiedlung nach Köln wurde er am 1. Juni 1933 von der Gestapo verhaftet und im Kölner Gefängnis Klingelpütz inhaftiert. Der Westdeutsche Beobachter bezeichnete ihn in diesem Zusammenhang als „berüchtigten marxistischen Novemberverbrecher!“ (Westdeutscher Beobachter 21.06.1933).

Karl Zörgiebel wurde am 19. August 1933 endgültig aus dem Staatsdienst entlassen und einen Tag später in das Konzentrationslager Brauweiler gebracht. Hier verbrachte er einige Wochen in sogenannter Schutzhaft. Seine Ruhestandsbezüge erhielt er nur bis November 1933. Nach seiner Entlassung aus Brauweiler kehrte er in seine Geburtsstadt Mainz zurück und stand dort unter ständiger Polizeiaufsicht. 1939 wurde er in der SD-Übersicht „Führende Männer der Systemzeit (Marxismus-Kommunismus)“ erfasst. Unmittelbar nach Kriegsende wählte man ihn zum SPD-Parteivorsitzenden der Stadt Mainz, und ab Juni 1945 leitete er das dortige Polizeidezernat. Ab November 1945 baute er als Regierungsrat die Polizei in Hessen-Pfalz auf. 1947 wurde Karl Zörgiebel in das Innenministerium von Rheinland-Pfalz als Leiter der Polizeiabteilung berufen. Im Juli 1949 trat er als 70-Jähriger in den Ruhestand.

Literatur:

  • Karl Zörgiebel, Internet-Portal „Westfälische Geschichte”, online unter: http://www.westfaelische-geschichte.de/per1471 (Stand: 22.02.2017)
  • Volmer, Walter: Karl Zörgiebel – Polizeipräsident in schweren Zeiten, in: Pulheimer Beiträge zur Geschichte 29 (2005), S.225-250.
  • Wißkirchen, Josef: Das Konzentrationslager Brauweiler 1933/34, in: Pulheimer Beiträge zur Geschichte und Heimatkunde 13 (1989), S. 153-196.

Text und Recherche:

Hermann Daners

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