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Giebel über der Toreinfahrt zur Abtei Brauweiler

Gedenkstätte
Brauweiler des LVR

Gedenkbuch Brauweiler

Aktion Gewitter

In der Folge des Attentats auf Adolf Hitler am 20. Juli 1944 reagierte das NS-Regime mit brutaler Gewalt gegenüber den am Attentat und Umsturzversuch Beteiligten. Der NS-Staat nutzte die Situation aber auch für eine reichsweite Verfolgungswelle gegen ehemalige Abgeordnete und Funktionsträger früherer Linksparteien, die in „Schutzhaft“ genommen und in Konzentrationslager eingewiesen wurden.

Am 17. August 1944 waren auf Initiative Heinrich Himmlers diese Maßnahmen durch das Reichssicherheitshauptamt (RSHA) in Berlin unter dem Decknamen „Aktion Gewitter“ allen Gestapostellen angeordnet worden. Wenige Tage später wurde dieser Verfolgungsbefehl auf alle früheren Abgeordneten der Zentrumspartei und der Bayerischen Volkspartei (BVP) ausgedehnt. Auch Familienangehörige der Verfolgten wurden in „Sippenhaft“ genommen.

Da sich die Verhaftungen auf die veraltete sogenannte „A-Kartei“ (eine von Reinhard Heydrich in Auftrag gegebene „Aufsichts“-Datenkartei) der Gestapo stützte, mussten zum Teil Wohnsitz und Mandatsträger neu recherchiert werden, so dass sich die Festnahmen über einen längeren Zeitraum erstreckten. Bei Betrieben und Kirche stießen die Massenverhaftungen zunehmend auf Kritik, weshalb zahlreiche Festgenommene im Laufe der Zeit wieder freigelassen wurden. Die restlichen Inhaftierten wurden allerdings in Konzentrationslager gebracht. Hier überlebten sie nach schlimmen Misshandlungen und Entbehrungen oder wurden ermordet.

Die Kölner Gestapo übertrug einem Sonderkommando unter Leitung von Kurt Bethke die Umsetzung der Vorgaben aus dem Reichssicherheitshauptamt (RSHA). Die vom Sonderkommando Bethke Verhafteten wurden in einem Barackenlager am Kölner Tanzbrunnen/Messegelände, im Gestapoblock C des Kölner Gefängnisses Klingelpütz und in der Arbeitsanstalt Brauweiler untergebracht. Zu den in Köln inhaftierten Personen gehörten der Kölner Gewerkschaftler und Zentrumspolitiker Otto Gerig, der geistliche Kolping-Vizepräses Heinrich Richter sowie dessen Freund Theodor Babilon, Geschäftsführer des Kölner Kolpinghauses. Sie kamen nach ihrer Überstellung in das Konzentrationslager Buchenwald, Außenstelle Ohrdruf, ums Leben.

Zu den prominenten Inhaftierten des Sonderkommandos Bethke in Brauweiler gehörten u.a. Auguste und Konrad Adenauer, Pauline Goldschmidt-Hergenhahn und Walter Kolb.

Literatur:

  • Daners, Hermann/Wißkirchen, Josef: Die Arbeitsanstalt Brauweiler bei Köln in nationalsozialistischer Zeit, Essen 2013.
  • Hett, Ulrike/Tuchel, Johannes: Die Reaktionen des NS-Staates auf den Umsturzversuch des 20. Juli 1944, in: Widerstand gegen den Nationalsozialismus, hrsg. v. Peter Steinbach u. Johannes Tuchel (Schriftenreihe der Bundeszentrale für politische Bildung, Bd. 323), Bonn 1994, S. 377 – 389.
  • Meyer, Winfried: Terror als Ablenkung von der Agonie, in: Frankfurter Rundschau vom 21.08.2014.

Text und Recherche:

Hermann Daners


Betroffene Personen

Die hier aufgelisteten, in Brauweiler inhaftierten Personen wurden in Zusammenhang mit der sogenannten "Aktion Gewitter" von der Gestapo interniert.