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Giebel über der Toreinfahrt zur Abtei Brauweiler

LVR-Kulturzentrum
Abtei Brauweiler

DP-Camp

Kriegsende in Brauweiler (1945)

Mit dem Einmarsch amerikanischer Truppen am 04. März 1945 endete in Brauweiler der Zweite Weltkrieg. Für Teile der Brauweiler Bevölkerung bedeutete dies die Zwangsräumung ihrer Häuser und Wohnungen zur Unterbringung alliierter Truppen und Organisationseinheiten.

Auch die Gebäude und das Gelände der Provinzial-Arbeitsanstalt Brauweiler wurden von den Amerikanern beschlagnahmt. Gefangene und sogenanntef Korrigend*innen waren nur noch sehr wenige anzutreffen, da mit dem Vorrücken alliierter Truppen aus dem Westen bereits seit Herbst 1944 die Arbeitsanstalt sukzessive geräumt worden war und gegen Kriegsende hauptsächlich die Gestapo das Gelände der Abtei Brauweiler nutzte. In der Arbeitsanstalt wurden von den vorrückenden Soldaten nur noch 135 Männer und 10 Frauen angetroffen sowie einige Bedienstete und der Anstaltsgeistliche Thewissen, den die Alliierten zum kommissarischen Leiter der „Anstalt“ ernannten. Der eigentliche Leiter der Provinzial-Arbeitsanstalt Brauweiler, Albert Bosse, hatte sich zuvor bereits in den Harz abgesetzt, wo er Suizid beging, um u.a. den juristischen Folgen seiner Taten zu entgehen. Die Anstalt wurde am 06. Juni 1945 offiziell aufgelöst und die verbliebenen Insassen auf andere Einrichtungen verteilt. Dem kommissarischen Anstaltsleiter verblieb die Leitung und Aufsicht über Bedienstete und einige Anstaltseigene Betreibe (Gutshof, Gärtnerei, Ziegelei, Bäckerei und Wäscherei).

Bereits mit dem Einmarsch alliierter Truppen wurden in den Gebäuden der Arbeitsanstalt verschiedene Personengruppen untergebracht. Anfangs wurden die aus ihren eigenen Häusern und Wohnungen ausquartierten Einwohner*innen Brauweilers und zeitgleich auch erste sogenannte Displaced Persons (kurz: DP’s) auf dem Gelände beherbergt. Während die Brauweiler Bevölkerung nur wenige Wochen hier Unterschlupf fand, verbrachten die DP’s auf dem ehemaligen Klostergelände insgesamt mehrere Jahre. Displaced Persons waren damals hauptsächlich Menschen, die während des Nationalsozialismus und des Zweiten Weltkrieges aus ihrer Heimat nach Deutschland, bspw. als Kriegsgefangene oder Zwangsarbeiter*innen verschleppt worden waren. Daher gründeten zunächst die Amerikaner ein DP-Camp, das sie dann an die nachrückenden Briten übergaben. Die erste Gruppe DP’s, die in Brauweiler untergebracht wurde, waren vor allem westliche Europäer*innen (aus den Niederlanden/Belgien/etc.) deren sogenannte Repatriierung ohne Schwierigkeiten vorzunehmen war. Auf diese ersten DP’s folgten von etwa Mai bis September 1945 mehrere tausend Italiener*innen, die das Naziregime als Kriegsgefangene interniert hatte. Daher wurde innerhalb des Camps in dieser Zeit auch vom „Commando Italiano del Campo“ gesprochen.


Displaced Persons in der Abtei Brauweiler (1946-1949)

Die dritte und längste Phase des DP-Camps Brauweiler wird durch die Unterbringung ehemaliger Zwangsarbeiter*innen verschiedenster osteuropäischer Nationalitäten markiert, wobei die Gruppe aus Polen den größten Anteil hatte. Nach offizieller Zählung der britischen Armee vom 29. Februar 1948 waren 2428 Personen im DP-Camp Brauweiler untergebracht.

Neben den beengten Verhältnissen im Camp traten auch die teils geringen Rationszuweisungen hinzu. Nahrungsmittel und Zigaretten galten im DP-Camp, wie im gesamten Nachkriegsdeutschland, als Währungsmittel. Daher waren auch die DP’s darauf aus, sich Nahrungsmittel und andere Tauschwaren zu besorgen. Da kein wirklicher Austausch bzw. Kontakt zur Brauweiler Bevölkerung bestand und die eine wie die andere Seite dem ehemaligen „Feind“ (noch) nicht vergeben hatte, kam es zu kriminellen Handlungen. Das Ganze nahm solche Ausmaße an, dass selbst die Kölner Zeitungen über Überfälle und Schusswechsel im Raum Brauweiler berichteten. Die britische Militärregierung versuchte zwar, mit Durchsuchungen der DP-Camps die DP’s zu entwaffnen, doch zumindest in Brauweiler schlug dies katastrophal fehl:

Im Juli 1947 sollten unter der Leitung der britischen Armee 80 deutsche Polizisten das DP-Camp Brauweiler nach Munition und illegalen Waffen durchsuchen. Die Durchsuchung endete in einem Fiasko, 31 der 80 Polizeibeamten wurden wie drei der DP’s verletzt. Die Polizisten mussten damals ihren Einsatz abbrechen und sich zum eigenen Schutz zurückziehen. Auf diese Weise war an friedlichen Kontakt zur deutschen Bevölkerung nicht zu denken.

So schnell das DP-Camp Brauweiler in Gang gesetzt wurde, so schnell wurde es auch wieder geschlossen. Kurz nach Gründung der Bundesrepublik Deutschland gaben die Alliierten die Kontrolle über die DP-Camps an die Bundesrepublik ab. Wie sich heute zeigt, hatte dies viel mit den Zusatzkosten, die durch den Betrieb der DP-Camps entstanden waren, zu tun. Im Zuge dieser Übergabe der Kontrolle wurde das DP-Camp Brauweiler geschlossen und die letzten Bewohner*innen auf andere Camps verteilt. Bereits im November 1949 wurde das Abteigelände wieder frei- und an die damals noch zuständige Vorgängerorganisation des LVR zurückgegeben.

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