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Giebel über der Toreinfahrt zur Abtei Brauweiler

LVR-Kulturzentrum
Abtei Brauweiler

Zweiter Weltkrieg

Die NS-Zeit (die Anfänge 1933-1939)

Der Direktor der Arbeitsanstalt Ernst Scheidges, welcher der Zentrumspartei nahestand, wurde 1933 – kurz nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten - unrechtmäßig verhaftet. Die Vorwürfe des Betrugs erwiesen sich dabei als haltlos. Dennoch verlor er seinen Posten und wurde durch den überzeugten Nationalsozialisten Albert Bosse ersetzt.

In der NS-Zeit verschärfte sich die Repression der in Brauweiler inhaftierten sozialen Randgruppen zusätzlich. Arbeitsanforderungen, Regeln und Strafen wurden noch strenger. Die angeblichen charakterlichen Defizite der Insassen führte man auch auf genetische Veranlagungen und „angeborenen Schwachsinn“ zurück. Zahlreiche Häftlinge wurden im Krankenhaus Lindenburg in Köln aufgrund dieser angeblichen vererbbaren Schwächen zwangssterilisiert.

In der Folge des Reichstagsbrandes wurde am 28.2.1933 die sogenannte „Reichstagsbrandverordnung“ erlassen, die Verhaftungen ohne richterlichen Beschluss zuließen. Personen konnten in sogenannte „Schutzhaft“ genommen werden. In dieser Zeit nahmen willkürliche Verhaftungen von politischen Gegnern der Nationalsozialisten, allen voran von Kommunisten und Mitgliedern der SPD, zu. Im April 1933 trafen die ersten Massentransporte in Brauweiler ein, wo Teile der Arbeitsanstalt zum „Schutzhaftlager“ umfunktioniert wurden. Die meisten der 200 Häftlinge kamen aus dem Ruhrgebiet. Sie wurden aus dem Lager Bergkamen-Schönhausen nach Brauweiler gebracht. Im März 1934 wurde das frühe Konzentrationslager Brauweiler bereits wieder aufgelöst, die Häftlinge wurden in andere Konzentrationslager verlegt.

1938 dienten Gebäude der Arbeitsanstalt als Durchgangslager für Juden aus dem Rheinland. Während der Reichspogromnacht 1938 wurden etwa 600 jüdische Rheinländer für einige Tage in Brauweiler inhaftiert, bevor sie nach Dachau deportiert wurden.


Brauweiler im Zweiten Weltkrieg (1939-1945)

In den Kriegsjahren war Brauweiler Inhaftierungsort für verschiedene Widerstandsgruppen: Hierzu zählten unter anderem die polnische Heimatarmee Armia Krajowa, die französische „Action Catholique“ und das „Volksfrontkomitee Freies Deutschland“. Auch Mitglieder der Kölner Edelweißpiraten - Jugendliche, die sich der Hitlerjugend verweigerten - wurden in Brauweiler verhört, inhaftiert und teilweise von hier aus in Jugend-Konzentrationslager deportiert.

1944 wurde in Brauweiler das Gestapokommando Kütter eingerichtet. Hauptopfer des Kommandos waren osteuropäische Zwangsarbeiter*innen.

Viele der Häftlinge wurden in Brauweiler misshandelt, manche starben an den Folgeschäden der unmenschlichen Lebensbedingungen, begingen Selbstmord oder wurden zur Exekution nach Köln überstellt. Am 10. November 1944 wurden beispielsweise 13 Angehörige der Gruppe Steinbrück öffentlich und ohne Gerichtsverfahren in Köln-Ehrenfeld gehängt. Unter ihnen waren sechs Jugendliche unter 18 Jahren. Aber auch in Brauweiler selbst fanden willkürliche Ermordungen statt. 1945 wurden zwei junge osteuropäische Zwangsarbeiterinnen in Brauweiler erschossen.

Der wohl berühmteste Insasse des Gestapo-Gefängnisses war Konrad Adenauer. Er war 1944 im Rahmen der „Aktion Gewitter“ festgenommen worden. Mit Hilfe eines Freundes gelang ihm die Flucht aus einem Krankenhaus in Köln, in das er eingewiesen worden war, und tauchte unter falschem Namen im Westerwald unter. Die Gestapo nahm daraufhin seine Frau Auguste, genannt Gussie, fest und zwang sie, den Aufenthaltsort ihres Ehemannes preiszugeben - man drohte damit, ihre Töchter festzunehmen. Sie war 10 Tage in Brauweiler im Frauenhaus inhaftiert und unternahm dort einen Suizidversuch. Sie konnte gerettet werden, litt aber bis an ihr Lebensende 1948 unter den Folgen. Konrad Adenauer selbst verbrachte zwei Monate im Zellenbau in Brauweiler. Er wurde nach eigenen Aussagen den Umständen entsprechend „korrekt“ behandelt, bekam aber die Misshandlungen der anderen Häftlinge mit. Am 26. November 1944 wurde er freigelassen, da es keine Beweise für seine Verbindungen zum Widerstand gab.

An die zahlreichen Inhaftierten des NS-Regimes in Brauweiler erinnert heute die Gedenkstätte Brauweiler im Keller des ehemaligen „Frauenhauses“, die in einer Dauerausstellung zugleich die Geschehnisse der Jahre 1933 bis 1945 in der Arbeitsanstalt Brauweiler dokumentiert.

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